Anforderungen an kundenindividuelle Preise

Kundenindividuelle Preise – Die Bedeutung

Im B2B eCommerce sind kundenindividuelle Preise besonders wichtig. Nicht nur, weil die korrekte Preisangabe in B2B eCommerce Projekten von entscheidender Bedeutung ist, sondern, weil B2B Preise häufig deutlich komplexer berechnet werden müssen, als z.B. B2C Preise.

 

Einflussfaktoren

Üblicherweise liegt die Definitionshoheit von kundenindividuellen Preisen im ERP System. Dort sind i.d.R. auch Preisfindungsregeln hinterlegt. Preise können z.B. von folgenden Dingen abhängig sein:

  • Rahmenvereinbarung
  • Bestellmenge (Staffelpreise)
  • Bestellwert (Rabatt)
  • Zeitraum
  • Kundengruppe/Kunde
  • Währungs-/Länderbezug
  • Vertriebsaktionen

Zusätzlich können kundenindividuelle Preise, je nach Branche, noch von folgenden Rahmenbedingungen beeinflusst werden:

  • Materialzuschlägen
  • Umrechnungskursen für verschiedene Währungen

Die Hauptrolle bei der Preisgestaltung sollte deshalb i.d.R. nicht im Shop-, sondern im ERP-System liegen. Zwar gehört der kundenindividuelle Preis bei den gängigen ERP-Systemen zum Standardfunktionsumfang, zeitgleich kann jedoch nur eine begrenzte Menge an Anfragen bearbeitet werden. Das liegt häufig daran, dass ERP Systeme dialogorientiert arbeiten und darauf ausgelegt sind auf Anforderung eines Bedieners Daten zu ermitteln bzw. Funktionen auszuführen. Im B2B eCommerce ist die Anforderung aber eher batchorientierte Massendatenverarbeitung.

 

Das Vorausberechnen aller kundenindividuellen Preise benötigt schnell mehrere Wochen Rechenzeit.

 

 

Kundenindividuelle Preise – Ein Beispiel zur Berechnung und Komplexität

Folgendes Beispiel verdeutlicht das Problem:

Wenn die Berechnung eines kundenindividuellen Preises im ERP System ca. 0,1 Sekunden dauert, so ist dies im Dialogbetrieb für den Anwender meistens absolut akzeptabel. Allerdings werden daraus, wenn im ERP System z.B. alle kundenindividuellen Preise berechnet werden müssen, bei 30.000 Artikeln und 1.000 Kunden bis zu 30 Millionen individuell zu berechnende Preise. Das ergibt bei 0,1 Sekunde Rechenzeit pro Preis insgesamt 34 Tage Rechenzeitbedarf. Natürlich ist hierbei unterstellt, dass das ERP System nahezu exklusiv für diese Aufgabe zur Verfügung steht. Dies ist in der Praxis natürlich absolut unrealistisch.

 

ERP System müssen „geschützt“ werden

Die Integration von kundenindividuellen Preisen muss also ein besonderes Augenmerk bekommen.

Sofern die Preisfindung sich, z.B. durch die Zusammenfassung zu Kundengruppen, vereinfachen lässt, empfiehlt es sich mit vorgenerierten Preisen zu agieren und diese in einer Cachingdatenbank vorzuhalten. Sofern die Echtzeit-Preisabfrage unumgänglich ist, wie z.B. in unserem obigen Beispiel, lautet die dringende Empfehlung Lasttests durchzuführen, um die Leistungsfähigkeiten des ERP Systems auch gerade während des Tagesbetriebs richtig einschätzen zu können.

 

Darüber hinaus ist die B2B eCommerce Lösung aber i.d.R. trotzdem noch für kundenindividuelle Preise zu optimieren, damit sie so wenig wie möglich an Echtzeit-Preisermittlungen im ERP System auslöst.

 

Das „Schützen“ des ERP Systems vor den Anforderungen der B2B eCommerce Lösung ist hierbei entscheidend, damit eine akzeptable Performance immer sichergestellt ist. Lösungsansätze hierfür sind z.B.:

  • Bündelung von mehreren Preisabfragen, um den Kommunikations-Overhead von Anfragen an das ERP zu reduzieren.
  • Preisberechnungen nur auf Anfrage, z.B. per Buttonklick, zu ermöglichen.
  • Sortierfunktionen nach Preis zu vermeiden.
  • Preise im Shop für eine gewisse Zeit zu cachen.

Weitere Hinweise zum Thema Integration finden Sie im Beitrag zum Thema Prozessintegration.

 

Fazit

Die oben aufgeführten Probleme rund um kundenindividuelle Preise sind i.d.R. alle hausgemacht und nicht für die Digitalisierung vorbereiteter Preisregeln zurückzuführen. Wir empfehlen immer zu prüfen, ob sich nicht die Komplexität der Preisberechnung reduzieren lässt und die Preisermittlung vereinfacht werden kann. Nicht selten sind hier in der Vergangenheit ohne Marktnotwendigkeiten wahre „Monster“ der Preisregeln entstanden, die sich bei vielen Kunden leicht vereinfachen lassen.

 

TIPP: Wenn Sie auch ohne Login Preise anzeigen wollen, so sollten Sie sich überlegen, wie Sie mit Suchmaschinenanfragen umgehen. Wenn jede Suchmaschinenanfrage zu einer Preisanfrage an das ERP System führt, kann dies schnell zu Systembeeinträchtigungen führen. Sollten Suchmaschinen für Sie gar nicht relevant sein, kann man leicht das Indizieren für Suchmaschinen an zentraler Stelle sperren.

 

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